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Longines Pfingstturnier Wiesbaden 2019 - Eier, wir brauchen mehr Eier!

Wie schon die Jahre zuvor war bei mir das Pfingstwochenende wieder im Kalender markiert, denn es ging wieder nach Wiesbaden auf's Pfingstturnier. Dieses Jahr war "Rudelgucken" angesagt, denn im Gegensatz zu den letzten beiden Malen war ich diesmal mit meiner Trainerin und einigen anderen ihrer Reitschülerinnen dort.

 

Ergänzt wurde unsere illustre Sonntags-Damenrunde durch zwei mutige Ehemänner, die sich direkt nach der Ankunft beim Getränkestand neben dem Springstadion einquartierten. Wegen der guten Sicht und so. Im Laufe des Tages kamen die beiden dann auf die interessantesten Einfälle: "Komm, wir kaufen uns zwei Shettys und eine Kutsche, dann können wir nächstes Jahr auch in Wiesbaden starten."

 

Uns Mädels zog es derweil erst mal ins Dressurstadion, denn da hatten wir Sitzplätze auf der Tribüne. Nach dem obligatorischen Sektchen wurde geschaut, gefachsimpelt und natürlich auch ein wenig gelästert: "Müssen die eigentlich immer bis zum Kinn hoch einbandagiert sein?" Der Großteil der Ritte war recht harmonisch. Etwas enttäuscht war ich von Laura Tomlinson. Ich hatte sie noch aus Zeiten in Erinnerung, als sie ihren "Alf" noch ritt und Bechtolsheimer hieß. Ihren Ritt mit aktuellem Pferd fand ich ziemlich krampfig. Man merkte, dass es zwischen bei den beiden heute nicht so recht mit der Kommunikation klappen wollte. Souverän wie immer war Dorothee Schneider im Viereck. Man kann dieser Frau wahrscheinlich jedes Pferd geben, sie reitet immer ruhig und auf den Punkt. Bei ihr hat man immer das Gefühl einer gewissen Leichtigkeit, schon auf dem Abreiteplatz. Das belohnte die Jury denn auch mit dem "Meggle Champion of Honor" Preis für besonders harmonisches Abreiten. Auch Isabell Werth überzeugte mit ihrer Darbietung die Richter und gewann die Prüfung vor Matthias Alexander Rath und Schneider.

 

Der Trend zu Roségold ist auch im Profisport angekommen.

Pferdchen hüpf! Laura Tomlinson ritt heuer mit angezogener Handbremse.

Wie immer souverän im Viereck: Dorothee Schneider.

Noch alles dran am Pferd? Matthias Alexander Rath guckt lieber nochmal nach.

Alles eine Frage der Perspektive - Isabell Werth in der Siegerehrung.

 

Am frühen Nachmittag verließen wir die Dressurtribüne, denn während der Voltigier-Prüfung gelten die reinen Dressurtickets ja nicht. Zeit, um eine Runde shoppen zu gehen. Meine Trainerin hatte sich bei Reitsport Wüst einen Samshield-Helm bestellt und wollte nachschauen, ob der schon da war. Daraus wurde dann ein regelrechter Anprobier-Marathon: vielleicht doch lieber an anderes Modell mit Alcantara? Oder den mit den fünf großen Glitzersteinen? Schwarz? Blau? Wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual. Sonja versuchte derweil am Casco-Stand Gruppenrabatt rauszuschlagen, was nur bedingt gelang. Ich war bei Ascot auf der Suche nach einem weiß unterlegten Lack-Reithalfter. Wenn Xeron und ich demnächst auf unserem ersten Turnier das Prädikat "Sie waren stets bemüht" einheimsen, dann wollen wir wenigstens geil aussehen! Aber ach: 79 € für ein einzelnes Reithalfter? Für einen Hersteller wie Döbert oder Schuhmacher würde ich das vielleicht ausgeben. Für Ascot? Sorry, eher nicht. Zu diesem Preis bekomme ich bei Loesdau eine komplette neue Trense (und mit Verlaub, die Lederqualität bei Loesdau ist auch besser).

 

Während ein paar von uns also recht erfolgreich im Shoppen waren, wurde ich leider mal wieder nicht fündig. Lediglich beim Mexikaner, kleine Stärkung zwischendurch. Und am Gummibären-Stand. Notiz an mich selbst: nächstes Mal Gummibären von zu Hause mitnehmen. Ist billiger. Danach ging es rüber zum Getränkestand an den Springplatz. Augenscheinlich geht der Trend in Wiesbaden neuerdings zu "Bring your own Campingsessel": Wer keinen Sitzplatz extra zahlen will, klappt einfach den Klappstuhl auf. Klar, das gab es vorher auch schon, aber bis dato eher vereinzelt. Die Springprüfungen waren wie immer spannend, der Parcours anspruchsvoll. So manches Pferd hatte Probleme mit dem Mercedes-Sprung, hier gab es viele Abwürfe und auch den einen oder anderen Verweigerer.

 

Volle Konzentration in der Dreifachen.

Nicht unbedingt das Lieblingshindernis der Vierbeiner: der Mercedes-Sprung.

Pferdchen hüpf, die Zweite - die Zuschauer hatten ihren Spaß während der Prüfung.

 

Zu fortgeschrittener Stunde wagten wir nochmal eine Runde Richtung Weiße Stadt. Sonja und Andrea suchten immer noch nach einem schönen neuen Helm und fragten, woher ich meinen hätte. Zufällig entdeckten wir einen Stand, der diesen Helm hatte, nur von einer anderen Marke. Zur Erklärung: mein Fairplay Fusion ist baugleich zum Busse Cobara bzw. zum Harry's Horse Centaur. Heißt: die Marken kaufen alle beim gleichen Produzenten und pappen nur ihr jeweiliges Logo drauf. Nach einigem Hin und Her kauften die beiden dann auch jeweils einen. Da hab ich die beiden doch gut beraten, oder? Vielleicht sollte ich mich jetzt auch offiziell "Influencer" nennen?! :D

 

Gemeinsam mit Xerons Besitzerin besuchte ich den Abreiteplatz, wo sich gerade der Nachwuchs mit seinen Pferden auf die Prüfung vorbereitete. Zwei Sachen fielen mir leider negativ auf. Nummer eins: auf dem Abreiteplatz befand sich ein etwas grimmig guckender, älterer koreanischer (wie mir berichtet wurde) Herr, der krampfhaft versuchte, seinen Schimmel in den Griff zu bekommen, was irgendwie so gar nicht gelang. Das Abreiten war kaum mit anzusehen und so manche Stimme wurde laut, ob die Stewards da nicht mal was sagen könnten? Augenscheinlich konnten sie es wohl nicht, denn das traurige Spiel konnte mehrere Minuten "bewundert" werden. Dann verschwand der Reiter auf den hinteren Abreiteplatz, um einige Augenblicke später wieder zu erscheinen. Die Darbietung wurde aber dennoch nicht besser: vorn mit harter Hand, hinten die Sporen rein. Das Pferd schlug heftig mit dem Schweif und sein Gesicht sprach Bände. Muss das denn wirklich sein? Ja, man stellt sich zu Recht die Frage, wo in dem Augenblick die Augen der Stewards waren.

 

Nummer zwei: die nervigen Möchtegern-liberal-Eltern mit ihrem nicht minder nervigen Nachwuchs. Ich habe ja volles Verständnis, wenn auch Nicht-Pferdeleute ein Turnier besuchen und ihren Kindern ein wenig Freizeitbespaßung bieten wollen. Was ich aber überhaupt nicht ab kann, sind Kinder, die auf die Hubwagen klettern, wo die Scheinwerfer drauf montiert sind und diese als Klettergerüst lautstark nutzen, während keinen Meter weiter die Reiter ihre eh schon angespannten Pferde locker zu reiten versuchen. Und die Eltern dann seelenruhig nebendran stehen und das augenscheinlich auch noch super finden, was ihre Bälger da fabrizieren. Mal eine kurze Ansage machen und die Kids da wieder runterzitieren? Ach wo denkste hin! Hauptsache, man muss sich selbst grad nicht mit denen beschäftigen und kann derweil Schwätzchen halten. Laisser-faire in der Erziehung ist doch so en vogue. Der Nachwuchs soll sich doch entfalten können. Ja, nur nicht auf einem Scheinwerfer-Hubwagen am Abreiteplatz. Vielleicht auch mal über's Thema "Sicherheit" nachgedacht? Es hat schon seinen Sinn, warum die Dinger HINTER einem Zaun stehen!

 

Die beiden waren leider kein sonderlich schöner Anblick auf dem Abreiteplatz.

 

Zu später Stunde füllte sich die Dressurtribüne nochmal ordentlich. Kein Wunder, denn die Flutlichtkür ist für viele - wie auch für mich - das Highlight des Pfingstsonntags. Die Darbietungen waren leider recht durchwachsen. Manche Kür war super geritten, stimmig und auf den Punkt, manche ein wenig unstimmig von der Musik oder der Abfolge her, manche hatte ich auch einfach schon zu oft gesehen und fand sie daher langweilig. Nun, zum Glück sind was Küren anbelangt die Geschmäcker ja verschieden, aber das Publikum war sich im Spectator Judging im Großen und Ganzen meist einig mit dem Urteil der Richter. Und so war es auch nicht verwunderlich, dass Ingrid Klinke hier mit ihrem Franziskus wieder eine tolle Show bot und verdient auf Platz Eins landete!  Leider gab es in der Kür auch nicht so schöne Momente, wie beispielsweise die Darbietung eines Teilnehmers mit einem Lusitano, der dermaßen eng und unzufrieden lief. Kein Wunder, sein Reiter ließ ihm ja noch nicht einmal in der Schritt-Tour genügend Zügellänge. Als Friesenreiter weiß ich natürlich um die Problematik, dass sich barocke Rassen gern mal selbst aufrollen und eng machen und dass das auch zuchtbedingt sein kann, aber DAS muss in der schweren Klasse nun wirklich nicht sein. Und glaubt mir, ich habe genug Bilder auf der Speicherkarte um sagen zu können: das Bild unten ist keine "Momentaufnahme"! Von einem Profisportler erwarte ich reittechnisch etwas anderes.

 

Keine Momentaufnahme: hier hätten die Richter eigentlich auch abklingeln können.

 

Mein Fazit zum Tag: wir hatten auf jeden Fall viel Spaß. In der Gruppe ist es halt doch immer nochmal etwas anderes, als wenn man alleine oder zu zweit unterwegs ist. Wir haben schöne und weniger schöne Ritte gesehen. Hier und da hätte ich mir von Richtern und Stewards mehr "Eier" gewünscht. Und etwas mehr Feinfühligkeit beim Moderator der Kür: muss man Sönke Rothenberger denn bei jeder Gelegenheit auf ein bestimmtes, eher unschönes Ereignis ansprechen? Ihr wisst, wovon ich rede. Dass das nicht die beste Idee war, konnte so ziemlich jeder Zuschauer am Dressurstadion nachfühlen. Ansonsten war das Turnier auch dieses Jahr dank der über 500 freiwilligen Helfer super organisiert. Das Wetter hat mitgespielt, mein Equipment auch. Nur abends ist meine Kamera dann an ihre Grenzen gestoßen. Ein lichtstärkeres Objektiv muss also demnächst noch her. Dann wäre ich bereit für's Pfingstturnier 2020.

 

 

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