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Habe ich zu viele Pferdesachen? - Eine kleine Selbstreflektion

Nach meinem „Stallschrank ausmisten“-Beitrag haben mich Fragen erreicht, warum ich eigentlich einen „eigenen“ Stallschrank habe, obwohl ich ja gar kein Pferd besitze. Um ehrlich zu sein, hatte ich da vorher nie so wirklich ernsthaft drüber nachgedacht. Zeit, das mal nachzuholen.

 

 

Tja, warum habe ich als „nur“ Reitbeteiligung also so viele Pferdesachen? So viele, dass ich daheim einen ganzen Schrank in 120 x 200 x 60 cm Abmaß brauche? Gute Frage. Ich denke, es ist irgendwie in meiner reiterlichen Vergangenheit begründet und hat sich bisher irgendwie immer wie ein roter Faden durch mein Reiterleben gezogen. Als meine Eltern mich in die Reitschule schickten, war das auf dem dortigen Hof Gang und Gäbe, dass man als Reitschüler einen eigenen Putzkasten hat. Wer ungefähr so alt wie ich ist, kennt das bestimmt noch: das waren diese etwas klobig aussehenden Putzkisten von Curver mit den Henkeln dran, die man mittels Vorhängeschloss abschließen konnte. Die waren in den 90ern total angesagt. Man hat mit Edding fett den Namen seines Lieblingspferdes drauf gekritzelt und Herzchen draufgemalt und sie mit allerlei bunten Aufklebern versehen. Bei uns war das einfach so, dass die Schulpferde kein eigenes Putzzeug hatten. Und ich gebe zu: manche Pferde hatten noch nicht mal ein eigenes Halfter oder einen Führstrick. Wollte man sein Schulpferd damals für die Reitstunde fertigmachen, dann musste man sich rechtzeitig eines der wenigen Halfter irgendwo aus dem Stall schnappen. Wer Pech hatte, musste halt sein Pferd unangebunden in der Box fertigmachen. Heutzutage würde die Reitschultesterin das wohl ankreiden und Hufeisenabzug geben.

 

Neben der ersten Reithose, einer Reitkappe, einer Gerte und ein paar Gummireitstiefeln gehörte also eine Putzkiste samt Inhalt und ein Stallhalfter samt Führstrick zu meiner reiterlichen Grundausstattung in der Anfangsphase meiner Reitkarriere. Spinde für Reitschüler gab es bei uns schon, aber zu wenige. Die waren heiß begehrt und kaum zu bekommen. Es gab inoffizielle „Wartelisten“ unter den Reitschülern, wer als nächstes einen Spind beziehen darf, wenn XY nicht mehr zum Unterricht kommt. Abhilfe nahte, als mein Vater mir einen alten Metallschrank aus seiner Firma mitbrachte. Der wurde dann eilig aufgestellt – zack, ich hatte meinen eigenen Spind. Ja, wer einen hatte, der war auf der Ansehensleiter im Stall schon ein Stück weiter. Und erst recht, wenn man eines der Schulpferde sein „Pflegepferd“ nennen durfte. So mit „Vorrecht“, genau dieses Pferd immer in der Stunde reiten zu dürfen undsoweiter. Klingt mittlerweile irgendwie dämlich, aber damals war das halt so.

 

Entsprechend war es dann auch normal in unserem Stall, dass man sein Taschengeld für allerlei Anschaffungen für’s Pflegepferd verpulverte: hier ein neues Halfter, da eine eigene Trense, für den Winter eine Abschwitzdecke. Und da ich zum Schluss dann sogar zeitweise drei Pferde parallel als „Pflegepferde“ hatte, hatte ich auch recht schnell das nötige Equipment zusammen. Hatte jemand mal wieder was bestellt, wurden neue Lieferungen vom Krämer oder Loesdau im Stübchen öffentlichkeitswirksam gemeinsam ausgepackt und begutachtet. Heutzutage macht man halt Hauls auf Instagramn oder YouTube. Ist ja auch nichts anderes im Prinzip, nur dass eben mehr Leute zugucken.

 

Tja und so sammelte sich über die Jahre ein riesiger Berg an Pferdesachen an. Schon damals hatte ich im elterlichen Keller einen eigenen Schrank dafür, denn man konnte ja nicht alles im Stall horten. Irgendwann während meiner „Reitpause“ begann ich dann, nach und nach alle Sachen zu verkaufen. Teilweise weit unter Wert, aber zum damaligen Zeitpunkt wollte ich das Zeug einfach loswerden. Ich habe ja selbst nicht geahnt, dass ich jemals nochmal wieder in den Sattel steige. In der ersten Zeit nach meinem Wiedereinstieg hatte ich dann tatsächlich nur wieder „meine“ Grundausstattung: Stiefel, zwei Reithosen, Helm, Gerte, Handschuhe. Als ich dann aber Lord als Reitbeteiligung bekam, ging es wieder los mit dem Pferdesachenkauf. Erst mit kleinen Dingen: hier ein Kühlgel, dort ein Strick, weil er seinen kaputtgemacht hat. Irgendwann war ich dann wieder bei eigener Trense und wie bekannt ist, folgte der auch ein eigener Sattel. Ok, ich gebe zu, der Sattel war eine Anschaffung, die ich sehr lange im Vorfeld abgewogen hatte. Jedoch war es so, dass „sein“ Sattel, ein Passier Grand Gilbert, „nur“ ein 17-Zöller war und damit für meine langen Beine einfach viel zu klein. Deswegen entschloss ich mich schließlich, etwas Geld in die Hand zu nehmen und mir einen guten Gebrauchten zuzulegen. Und natürlich braucht man dann für einen Sattel auch einen Gurt, Bügelriemen und Steigbügel… und wenn wir schon dabei sind, natürlich auch Schabracken.

 

Und so sammelte sich in den drei Lord-Jahren also eine richtige „Grundausstattung“ für’s Pferd an. Die dann eben auch wirklich immer in Benutzung war. Selbst Winterdecken hab ich für ihn gekauft. Nachdem wir ihn einschläfern mussten und ich in Trauer war, habe ich davon wieder einen Teil weggegeben. Nichtsdestotrotz habe ich aber meinen Bestand mittlerweile wieder fast „vervollständigt“. Bis auf den Sattel, aber so schnell kauf ich mir erstmal keinen eigenen mehr. Tja, mancher wird jetzt sagen „Du hast ja nen Dachschaden.“ Nun, vielleicht ist das auch so. Vielleicht muss man als Reitbeteiligung keine „eigenen“ Sachen für das Pferd kaufen. Manchmal aber eben doch? Gerade bei Pflegemitteln ist man ja doch schnell dabei. Wenn die gute Reitbeteiligung merkt, dass das Fliegenspray alle ist, was macht sie? Richtig, sie kauft neues. Man will ja nicht, dass der Liebling beim nächsten Ausritt zerstochen wird. Oder wenn Leckerli alle sind. Es sind oft nur Kleinigkeiten. Aber auch die läppern sich mit der Zeit.

 

Andersrum gibt es aber auch Besitzer, die gar nicht möchten, dass man „seine“ Sachen am Pferd nutzt. Den meisten ist es eigentlich egal. Viele freuen sich auch, wenn die Reitbeteiligung ein paar hübsche Schabracken hat, die man dann als Besitzer selbst auch mit nutzen kann. Manche aber eben auch nicht. Hatte ich auch schon, dass ich mal von einer Besitzerin einer ehemaligen Reitbeteiligung unschön angepflaumt wurde, weil ich es gewagt hatte, meine Trense zum Anprobieren mitzubringen und dann aus Versehen im Spind hängen zu lassen. Dabei habe ich es ja nur gut gemeint. „Mein Pferd hat alles, was es braucht! Ich brauch den Kram net! Und überhaupt, mein Pferd wird nicht mit Sperrriemen geritten!“ (Ah, aber ein mexikanisches Reithalfter hat keinen „Sperrriemen“ oder wie? *augenroll*) Nun, im Prinzip war die Grund-Message an sich ja ok, aber ein freundliches „Danke, lieb von Dir, aber Du brauchst nichts mitzubringen, wir haben alles da“ hätte es vielleicht eher getan. Lustig nur: als die andere Trense kaputtging, war meine Trense auf einmal hoch im Kurs! „Ach, die ist doch so schön, und die hat dem ja auch gepasst, die können wir ja gern nutzen!“ Hm.

 

Lange Rede, kurzer Sinn: natürlich muss man als Reitbeteiligung nicht zwangsläufig seinen eigenen „Pferdehaushalt“ haben. Ich muss gestehen, der Umfang, was ich an Ausstattung habe, ist schon wirklich groß und doch eher unüblich. Was soll’s, ich bin halt eben auch ein kleiner Schabracken-Suchti und möchte das Pferd auch nett hergerichtet und gepflegt wissen. Und falls ich doch mal in den Genuss eines eigenen Pferdes kommen sollte, dann brauch ich nicht Hals über Kopf zum Reitsportladen fahren, um mir eine Grundausstattung zu kaufen. Ich hab ja schließlich schon eine zu Hause.

 

Wie seht ihr das? Seid ihr selbst Reitbeteiligung und habt auch das eine oder andere Teil für das Pferd? Oder seid ihr Pferdebesitzer mit einer Reitbeteiligung und wie handhabt ihr das?

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Stpehan (Montag, 18 März 2024 11:44)

    Wenn ich deine Reitstiefeln , Reiterhosen , Reiterhandschuhe und deine Turniersachen nicht bekomme bringe ich dich unter die Erde und schneide dir deine Kehle durch.