· 

Friese meets Western - Unser erster Trail-Kurs

Abwechslung ist ja bekanntermaßen wichtig in der täglichen Arbeit mit dem Pferd. Wie ihr wisst, gestalte auch ich das Training gern abwechslungsreich. Aus diesem Grund gab es am vergangenen Samstag mal etwas ganz Neues für Xeron und mich: wir haben an einem Trail-Kurs teilgenommen. Was wir da gemacht haben und wie es war, lest ihr hier.

 

Um gleich mal die Klischeefragen zu klären: Nein, Xeron hat jetzt keinen Westernsattel und keine Einohrtrense bekommen und auch ich habe mir nicht extra einen Stetson und Westernboots zugelegt. Das ist schließlich auch keine Voraussetzung an so einem Kurs, zumindest nicht bei uns. Initiiert haben das vor noch gar nicht so langer Zeit zwei Bekannte von mir, die selbst seit vielen Jahren Westernreiter und zudem auch Trainer C Westernreiten sind: Kiki und Tom. Kiki ist zudem Grundschullehrerin, leitet an der hiesigen Schule die „Schulpferde-AG“ und hat daher auch die nötige pädagogische Erfahrung gerade auch für die jüngeren Kursteilnehmer. Denn der Trail-Kurs ist bei uns für alle Altersklassen und alle Reitweisen offen. Aber warum überhaupt Trail-Training?

 

Das Trail-Training finde ich deshalb so interessant, weil es viele positive Effekte mit sich bringt. Oberstes Ziel in der Reiterei ist ja die Harmonie zwischen Mensch und Pferd und dieses Ziel wird mit dem Training gefördert. Der Trail muss zu Beginn auch nicht gleich geritten werden. Wer sich noch unsicher ist oder das Pferd einen solchen Parcours noch nicht kennt, kann man auch erstmal führen. Dieser besteht aus mehreren Stationen, die möglichen Hindernissen bei der „Rancharbeit“ nachempfunden sind. Eine Stangengasse markiert beispielsweise eine enge Stelle, die man vor-, seit- und rückwärts passieren muss. „Baumstämme“ in Form von Stangen mit verschiedenen Abständen gilt es zu überwinden, ebenso eine „Brücke“ (Holzpodest). Das Weidegatter soll geöffnet, durchritten und wieder geschlossen werden, ohne es aus der Hand zu lassen oder vom Pferd abzusteigen. Oder es geht im Slalom um Bäume im Wald (Pylonen).

 

All das hat einen gymnastizierenden Effekt, denn durch die Wendungen und Biegungen wird das Pferd geschmeidig gemacht. Stangen und erhöhte Stangen fordern das Pferd auf, sich zu heben, was sich positiv auf Losgelassenheit und Kraft auswirkt und den Takt verbessert. Die verschiedenen Hindernisse im Trail fördern zudem die gemeinsame Stressbewältigung beim Pferd-Reiter-Paar. Wir alle kennen es ja zu gut, wenn Pferde etwas nicht kennen und dann glotzen, scheuen oder nicht dran vorbei wollen. Im Kurs lernt man, gemeinsam unbekannte Situationen zu meistern. Das festigt auch das Vertrauen des Pferdes in seinen Menschen. Es wird stressresistenter und gelassener.

 

Neugierig und mit dem Ziel, Xeron etwas Neues zu zeigen, meldete ich uns also an. Da der Kurs bei uns im Verein stattfindet und wir es nur wenige Gehminuten rüber zur Reithalle haben, war das perfekt: kurzer Geländeritt hin, 30 Minuten Kurs und kurzer Geländeritt wieder zurück. Leider war Petrus wohl irgendwie nicht gut drauf, denn er bescherte uns an dem Tag mal wieder ziemlich stürmischen Wind. Ohje! Xeron mag das ja gar nicht und normalerweise zeigt er das dann auch schon auf dem Weg vom Paddock in den Stall. Diesmal war er jedoch relativ gelassen. Wir machten uns also fertig und los ging es. Hinzu war der Wind auch noch halbwegs moderat. Am Reitverein angekommen, waren schon ein paar der anderen Teilnehmer aus meiner Gruppe da. Das Training war in mehrere 4er-Gruppen mit je 30 Minuten Übungsdauer unterteilt. Xeron musste direkt beim Betreten der Anlage erstmal den anwesenden „Ladies“ seine Ankunft kundtun. Ich hatte ihn vorher noch nie wiehern gehört. Also ja, hengstig tun kann er! Die Stuten waren allerdings eher unbeeindruckt angesichts der sich lautstark präsentierenden schwarzen Perle.

 

In der Halle wuselte noch die andere Gruppe fröhlich durch den Trail. Wir durften aufgrund des schlechten Wetters auch schonmal rein und die Pferde außenrum Schritt führen. Xeron war mal wieder die Ruhe selbst, trotz der vielen fremden Pferde, der Hindernisse und der fremden Halle. Viel interessanter war der Hallenspiegel, der – im Gegensatz zu unserem heimatlichen staubig-verschnodderten Modell – blankgeputzt zur pferdischen Selbstbegutachtung einlud. Xeron fand sich durchaus anschauenswert. Doof hingegen war allerdings der Wind und die Pferde der nachfolgenden Gruppe, die schonmal draußen an der Halle vorbeiliefen. Zwei gute Gründe für ihn, zwei Mal kurz den „erschreckten“ Friesen zu mimen und loszustürmen. Zum Glück bleibt er aber auch dabei immer bei mir und hüpft dann eher um mich herum, als sich loszureißen. Nur beim zweiten Mal war er etwas zu stürmisch und drängte mit der Schulter gegen mich. Da war er wieder, der Büffel! Darum musste ich ihn sofort mit ein paar Tritten Rückwärtsrichten nochmal kurz verdeutlichen, dass ich keine Slalom-Stange bin. Die Botschaft war angekommen und weiter ging’s im Text.

 

 

Nach ein paar Runden an der Hand stieg ich dann auch nochmal in den Sattel. Die Stationen hatten vom Boden aus soweit schon ganz gut geklappt. Stangen sind leider noch immer nicht so seine Stärke, aber nach ein paar Wiederholungen hatte er dann doch begriffen, was er damit tun soll. Tom, der mich an der Station betreute, erklärte mir: „Wenn der mit den Hufen dagegen haut, sofort umdrehen und nochmal drüber. Wenn er es richtig gemacht hat: Anhalten, loben!“ Auch beim Slalom um die Pylonen mit Zickzack-Stangen klappte es von Mal zu Mal besser. Und die „Brücke“, also das Holzpodest, wo manche Pferde ja gern mal ein Problem damit haben? Naja, der kleine Friese stapfte da drüber, als hätte er im Leben noch nie was anderes gemacht! So schnell konnten wir gar nicht schauen, wie die 30 Minuten plötzlich schon vorbei waren.

 

Der Heimweg war dann die letzte Herausforderung an dem Tag, denn der Wind war zwischenzeitlich stärker geworden. Aber es half ja nichts. Also Beine ran ans Pferd und vorwärts. Xeron war irgendwie immer noch nicht wirklich beeindruckt, auch wenn es wenige Meter vorm Stall dann auf einmal ordentlich über’s Feld pfiff. Teilweise mussten wir im leichten Seitwärts voran, um den Wind von der Seite auszugleichen. Angenehm ist ja was anderes! Aber auch das letzte Stück machte das Friesenkind ohne irgendwelche Mucken. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie cool er für einen Siebenjährigen drauf ist! Nichtsdestotrotz waren wir natürlich beide froh, zurück im trockenen Stall zu sein.

 

Auf jeden Fall wird es nicht der letzte Trail-Kurs gewesen sein. Der nächste Termin ist schon im Kalender markiert! Ich finde, Kiki und Tom machen einen tollen Job, erklären viel und nehmen sich ausreichend Zeit für jeden Kursteilnehmer. Ich habe mir fest vorgenommen, gerade auch die Stangen vermehrt in die Arbeit zu Hause einzubinden. Ich bin mir sicher, Xeron bekommt das eines Tages auch noch ohne das obligatorische „Klonk!“ hin.

 

Habt ihr schonmal einen Trail-Kurs mitgemacht oder trainiert sowas regelmäßig? Wie sind eure Erfahrungen damit? Kommentiert unter diesem Beitrag und diskutiert mit mir über das Thema!

 

 

Fotos: Pixabay

Kommentar schreiben

Kommentare: 0