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Digital statt normal: Turniere und Reitsportmessen mal anders

Not macht bekanntlich erfinderisch. Und dass Reiter oft kreative Leute sind, wenn es um's Finden von Lösungen geht, wissen wir auch alle. So war es auch nicht verwunderlich, dass unlängst zwei bekannte Größen im jährlichen Reiter-Event-Kalender neue Wege gingen, um den Fans und Besuchern Alternativen zu den abgesagten Großevents zu bieten. Denn durch die COVID-19-Pandemie waren diese in ihrer normalen Form nicht möglich. Also hieß es: digital statt normal. Und die Konzepte wussten durchaus zu überzeugen.

Das Weltfest des Pferdesports in 6 x 90 Minuten

 

Ich gebe zu, ich war schon ein wenig traurig, als ich erfuhr, dass aus meinem Besuch auf dem CHIO in Aachen nichts werden würde. Denn eigentlich hätte ich dieses Jahr zum ersten Mal offiziell als Blogger dabei sein dürfen. Zunächst wurde das Event ja erst verschoben, schließlich aber doch komplett abgesagt. Für den Veranstalter keine leichte Entscheidung und sicherlich auch mit einigen wirtschaftlichen Einbußen verbunden, denn neben den fehlenden Besuchern entfallen ja auch die Standgebühren der Händler sowie Einnahmen durch Werbepartner. Innerhalb weniger Wochen hieß es daher: umplanen und ein neues Konzept auf die Beine stellen, das zwar den "echten" CHIO nicht ersetzen kann, aber zumindest doch ein gutes Alternativprogramm bietet.

 

„Mit einem täglichen 90minütigen Magazin bringen wir den Menschen das volle CHIO Aachen-Gefühl nach Hause“, beschrieb Michael Mronz, Geschäftsführer der Aachener Reitturnier GmbH die Idee. Moderiert wurde das Magazin von CHIO Aachen-Stadionmoderatorin Annica Hansen (@annicahansen) und Influencerin Saskia Meyer-Hellwig (@biniebo).

 

In dem Magazin wurden viele Clips unterschiedlichster Länge zusammengefasst – es ging um Sport und Unterhaltung, dabei waren Stars aus Pferdesport und Social Media. Internationale Top-Reiter lieferten sich „Challenges“, Profis gaben praktische Tipps und Legenden des Sports schauten auf ihre größten CHIO-Momente. Dazu gab es viele kurzweilige Rubriken, Re-Lives der wichtigsten Prüfungen vom CHIO Aachen 2019 und tägliche Talk-Gäste – alles verbunden durch die Moderationen von Annica Hansen und Saskia Meyer-Hellwig.

 

Bei den Sport-Challenges stand ganz klar der Spaß im Vordergrund – deswegen gab es auch keine Richter, die Sportler bewerteten sich gegenseitig. Und auch die CHIO Aachen-Fans waren dabei – mittels Judging-App konnten auch sie die jeweilige Vorstellung mit einer Note zwischen 1 und 10 bewerten. „In der Dressur wird dann auf der Mittellinie– typisch Aachen – auch schon mal ein weißes Taschentuch geschwenkt“, schmunzelte der ALRV-Vorstandsvorsitzende Frank Kemperman. Standen am Dienstag, 4. August, noch Eröffnungsfeier und Media Night im Mittelpunkt des Magazins, ging es ab Mittwoch insbesondere um die fünf CHIO Aachen-Disziplinen. Neben der Dressur- auch eine Spring- und Voltigier-Challenge. Komplett virtuell wurde es in der Vielseitigkeit: Mit einer vom offiziellen CHIO Aachen-Technologiepartner SAP entwickelten Software konnte, basierend auf historischen Daten, ein Wettbewerb komplett simuliert werden. Und die Fans und Follower konnten mittels einer App Teil dieses Wettbewerbs werden. Beim Fahren traten Vater und Tochter Sandmann (D) gegen Vater und Sohn Chardon (NL) an, das ewig junge Duell Deutschland vs. Niederlande. Auch Shows wie „Pferd & Sinfonie“ wurden komplett Corona-safe in die Wohnzimmer gebracht, wie Kemperman zuvor versprochen hatte. Dazu gab es eine digitale Blogger Lounge mit einigen der spannendsten Influencern aus dem Pferdesport sowie viele Hintergründe, bislang unveröffentlichtes Material und außergewöhnliche Momente auf der Website des CHIO.

 

Ein durchaus gelungenes Konzept, das von den Fans sehr gut angenommen wurde, wie die Klickzahlen der Videos auf YouTube zeigen. Der Mix der Beiträge machte das Programm abwechslungsreich und kurzweilig.

 

Pressetext: CHIO Aachen

Die Pferdemesse im eigenen Wohnzimmer

 

Ebenfalls auf "digital" setzten einige Tage zuvor schon die Macher der EQUITANA Open Air. Auch die bekannte und beliebte Pferdemesse, die eigentlich dieses Jahr gleich zweimal in Neuss und Mannheim stattfinden sollte, musste sich umorientieren und brachte mit der EOA@home die Veranstaltung in die heimischen Wohnzimmer der Pferdefreunde.

 

Es war ein Festival-Erlebnis der besonderen Art, mit Lehrstunden, Fachvorträgen, Wettbewerben, Show und Shopping – und das in diesem Jahr coronabedingt ausschließlich online. Die Resonanz auf die EOA@home war riesig: Mehr als 16.000 Besucher waren bei der Premiere vom 7. bis 11. August dabei. „Wir sind überwältigt von dem großen Zuspruch und den vielen begeisterten Reaktionen, die uns erreicht haben“, betont EQUITANA-Chefin Christina Uetz. Aufgrund der vielen positiven Reaktionen an den ersten drei Tagen ging das Online-Festival sogar in die Verlängerung. 81.000 Mal haben die Besucher den umfangreichen Content der EOA@home aus exklusiv produzierten Videos und Live Sessions auf der Plattform abgerufen. Parallel dazu zogen weitere Livestreams auf Instagram 25.000 Zuschauer an. Insgesamt 115 Stunden Programm mit Lehrstunden namhafter Ausbilder, Fachvorträgen, Showeinlagen und sportlichen Wettbewerben standen zur Auswahl.

 

Besonders gefragt waren die schönsten Momente aus 20 Jahren Hop Top-Show. Hohe Zugriffszahlen hatten zudem die Trainings-Einheiten von Vielseitigkeits-Olympiasiegerin Ingrid Klimke, Pferde-Profi Bernd Hackl und Tiertrainerin Kenzie Dysli, die in einer Live-Session Zuschauerfragen beantwortete. Ins Schwitzen kamen die Besucher mit dem Dressurfit-Programm der Werndls und für Abkühlung sorgten frische Cocktails an der Snack-Bar – mixen musste allerdings jeder selbst. Im Online-Ausstellungsbereich der EOA@home präsentierten außerdem 150 Hersteller, Händler und Dienstleister aus allen Bereichen des Reitsports ein umfangreiches Angebot zum Shoppen.

 

„Die EOA@home hat für die Reitsportbranche in dieser schwierigen Zeit ein wichtiges Zeichen gesetzt: Wenn die Aussteller und Besucher nicht zu uns kommen können, dann kommt die EQUITANA Open Air zu ihnen“, sagt Hans-Joachim Erbel, CEO des EQUITANA-Veranstalters Reed Exhibitions Deutschland GmbH. „Trotz des Erfolgs der Premiere: Das Bedürfnis und Erlebnis, persönlich an einem Ort zusammen zu kommen, wird sich durch Online-Angebote nicht ersetzen lassen. Digitale Formate werden unsere Veranstaltungen in Zukunft jedoch sinnvoll erweitern und ergänzen. Wir freuen uns jetzt darauf, im März mit der EQUITANA der Reitsportwelt wieder ein Live-Event auf dem Essener Messegelände zu bieten“, so Erbel weiter.

 

Pressetext: EQUITANA

 

Digitale Veranstaltungen dieser Art können also durchaus für Fans und Veranstalter gleichermaßen eine Alternative zu den bisherigen Formaten bieten, wenngleich sie natürlich nicht das besondere Feeling dieser Events vor Ort ersetzen können. Wie ein Großturnier ohne Zuschauer aussehen wird, können wir vermutlich bald in Balve erleben. Das LONGINES Balve Optimum soll im September in abgespeckter Form stattfinden: Die Springmeisterschaften sind aus dem Programm gestrichen, dafür kämpfen die Dressurreiter um den Meistertitel. Ungewohnt wird es für die Reiter allemal, denn wie es derzeit aussieht, werden die Prüfungen vor leeren Rängen stattfinden. Ein Ticketverkauf für den Termin gibt es derzeit nicht; bereits erworbene Tickets werden laut Veranstalter für kommendes Jahr ihre Gültigkeit behalten. "Wir bedauern sehr, dass wir mit unserem eingereichten Hygiene- und Sicherheitskonzept für 1.000 Besucher die zuständigen Behörden nicht überzeugen konnten. Wirtschaftlich gesehen ist das LONGINES Balve Optimum mit maximal 300 Zuschauern laut Coronaschutzverordnung nicht tragbar. Die Risiken sind zu groß und wir bringen uns damit existentiell in Gefahr“, erklärt LONGINES Balve Optimum-Veranstalterin Rosalie Freifrau von Landsberg-Velen im Namen der Turniergemeinschaft. Aber auch in Balve setzt man dieses Jahr auf eine digitale Alternative, wie derzeit in den News nachzulesen ist.

 

Auch die Presseplätze sind dieses Jahr sehr begrenzt. Inwiefern ich also dieses Jahr aus Balve für euch wie gewohnt berichten darf und kann, wird sich zeigen. Ungewiss ist auch noch mein "Heimspiel" beim Festhallenturnier in Franfkurt. Aktuell stehen die Veranstalter laut eigener Aussage in engem Kontakt mit den Behörden, der Messe Frankfurt und der FEI. Inwiefern das Traditionsturnier dieses Jahr wieder die altehrwürdige Festhalle in vorweihnachtlichem Glanz erstrahlen lassen wird, muss sich in den kommenden Wochen noch zeigen. Hoffen wir das Beste!

 

Wart ihr dieses Jahr auch "digitaler Besucher" beim CHIO oder beim EOA@home? Wie haben euch die Konzepte gefallen? Was fandet ihr toll, was hättet ihr anders gemacht? Diskutiert mit mir unten in den Kommentaren!

 

 

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