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Springlehrgang Bensheim August 2020

Diese Woche stand für mich wieder mal im Zeichen der reiterlichen Aus- bzw. Weiterbildung. Nachdem ich ja jetzt seit geraumer Zeit in unserer Springstunde mitreite, hatte ich beschlossen, auch hier etwas an mir zu arbeiten. Mein Springsitz, das korrekte Reiten im Parcours usw. In den vielen Jahren des Nicht-Springens ist das alles ja doch etwas eingerostet. In der Springstunde muss ich mich zusätzlich immer noch mit auf Xeron konzentrieren, weil er ja auch noch "lernt". Insofern dachte ich mir, es kann nicht schaden, einfach mal ein paar Springstunden auf einem erfahrenem Springpferd unter professioneller Anleitung zu reiten, um mich reiterlich zu verbessern. Leider konnte ich nicht wie geplant mitfilmen, daher der Lehrgangsbericht für euch in Textform!

 

Einigen von euch dürfte der Name Ulrike Mohr bestimmt schon ein Begriff sein. Ulrike führt seit vielen Jahren erfolgreich ein Kinder-Reitsportzentrum in Bensheim und hat daneben auch noch Ableger in Wiesenthal, Esslingen und Pforzheim eröffnet. Die Reitschulen sind auf die Reiter- und Trainerausbildung sowie auf Springlehrgänge und Reitabzeichenlehrgänge spezialisiert. Und das nicht nur für Kinder, wie der Name vielleicht vermuten ließe, sondern durchaus auch für Erwachsene. Und da ich von vielen Seiten bisher nur Positives über den Unterricht und die Pferde gehört habe, dachte ich mir, ich wage mich mal an einen Springlehrgang. Wie ich euch schon erzählt habe, hatte ich ja vor ein paar Jahren beim Lehrgang zum Reitpass in einer anderen Reitschule leider ein nicht so tolles Erlebnis und entsprechend war ich gespannt, wie es jetzt werden würde. Denn auf eine Wiederholung des Lehrgangs-Desasters von damals hatte ich nicht wirklich Lust.

 

Der jeweils viertägige Springlehrgang hat neben den täglichen Reiteinheiten auch noch eine Videoanalyse sowie Theorie zum Inhalt. Coronabedingt sah die Theorie dann so aus, dass wir in Vorbereitung auf den Lehrgang ein Skript zum Durcharbeiten erhielten und dann in den Reitstunden die Inhalte mündlich besprachen bzw. die Trainerin uns nach Begriffen fragte und dann auch Zusammenhänge erklärte. Die Teilnehmer sind in Gruppen unterteilt, je nach Leistungsstand bzw. Vorerfahrung. Auch Springanfänger sind willkommen, Grundvoraussetzung ist lediglich das sichere Reiten in allen drei Grundgangarten. Es gab natürlich vor Lehrgangsbeginn schon eine Unterteilung in Gruppen, die aber bei Bedarf auch anpassbar war.

 

So stand Tag 1 des Lehrgangs erstmal im Zeichen des Kennenlernens und Beschnupperns. Ich war in eine Gruppe mit vier anderen Teilnehmerinnen eingeteilt, alle unterschiedlichen Alters, aber alle gleichermaßen nett. Nachdem uns unsere Pferde zugeteilt wurden, bekamen wir alles gezeigt und erklärt. "Meine" Stute "Cover Girl", ein hübscher Fliegenschimmel, stand noch draußen auf der Koppel. Denn ja, bei Ulrike Mohr dürfen die Pferde auch Pferde sein und kommen natürlich auch raus und es wird bei den Lehrgängen drauf geachtet, dass die Pferde nicht zu viel im Unterricht laufen müssen und genug Erholung und Kontakt mit Artgenossen bekommen. Auf dem Hof herrscht ein reges Treiben, natürlich sind viele Ferienkinder hier und werden von ihren Betreuerinnen spielerisch ans Thema Pferd herangeführt. Bei so vielen Pferden ist natürlich immer was los: ein Hänger rollt über den Hof, der Schmied ist auf der Stallgasse zugange, die Hofhunde beobachten das Geschehen interessiert und die Reitschüler machen die Pferde für den Unterricht fertig oder sitzen für einen Ausritt mit Ulrike auf.

 

Ich suchte mir Putzzeug zusammen, denn die Kids hatten natürlich alles in den Stallgassen verteilt. Putzen war hygienetechnisch nur mit Reithandschuhen erlaubt und in den Stallgassen herrschte Maskenpflicht. Beim Satteln zeigte sich, dass die Stute leider unter Gurtzwang litt und entsprechend mit angelegten Ohren drohte und auch schnappte. Mit viel Geduld, Zeit und Zureden klappte es dann aber doch für mich problem- und bisslos. Beim ersten Aufsteigen hatte ich noch ein mulmiges Gefühl: wie wird Cover Girl so drauf sein? Wird sie "heiß" beim Springen? Der Schritt war groß und schwungvoll und ordentlich vorwärts. Ganz anders als bei Xeron. Auch im Trab musste ich sie eher abfangen, denn ich wurde an die Tete gesetzt und musste aufpassen, meine Abteilung nicht zu verlieren. Oh, wie viele Jahre bin ich schon nicht mehr in der Abteilung geritten! Erinnerungen an meine ersten Reitstunden wurden wach!

 

Trainerin Alex fragte dann auch direkt mal unseren leichten Sitz im Trab ab. Denn ja, auch im Trab gibt es den - mir allerdings bekannt unter dem Namen "Trabfedern". Im Vergleich zum Leichttraben bleibt man da ähnlich wie im Galopp auch dauerhaft mit dem Gesäß aus dem Sattel. Da merkte den Schwung von Cover dann gleich doppelt und ich bin der festen Überzeugung, der Sattel hatte einen eingebauten Magneten, der meinen Hintern immer wieder in den Sattel zog. Ja, auch mein letztes Trabfedern ist schon ein paar Jahre her und entsprechend war ich aus der Übung. Das war mir dann schon ein bißchen peinlich, dass ich das nicht gebacken bekam! Muss ich also zu Hause dringend hin und wieder mal üben!

 

Ansonsten bestand die Einheit dann aus viel Stangenarbeit, damit wir erstmal ein Gefühl für unsere Pferde bekamen. Ich tat mir etwas schwer mit der "Springermanier" von Cover, also dass sie den Kopf (für mein Empfinden) recht weit oben trug und das mit der Anlehnung, wie ich sie gewohnt bin, anfangs nicht so recht klappen wollte. "Lass die mit dem Kopf ruhig da, wo sie ist, das passt schon für sie", riet mir Alex. "Lass sie hingucken. Die muss man nicht so viel abspielen; wenn sie will, bietet sie es von selbst an." So war es dann auch: irgendwann machte es "klack" und Cover lief schön mit Tendenz zu Vorwärts-abwärts. Ok, Trainerin sagt, ich gehorche. Sie weiß ja am besten, wie die Schulpferde zu händeln sind. Zum Schluss der Stunde ging es dann noch über ein kleines Kreuz, das machte richtig Spaß und Cover vermittelte mir hier Sicherheit. Sie springt eigentlich aus jeder Lebenslage, auch wenn der Absprung eigentlich mal etwas zu weit oder zu nah ist.

 

Der Dienstag startete ebenso warm wie schon der Montag. Die heißeste Woche des Jahres musste natürlich ausgerechnet auf den Lehrgang fallen. Ich kann euch sagen, so eine Sicherheitsweste ist da nicht wirklich vorteilhaft. Vor allem, wenn man wie in meinem Fall eine Level-3 Weste an hat, sich fühlt wie ein Michelin-Männchen (und auch so aussieht) und gefühlt so beweglich wie ein Backstein mit dem Ding ist. Zum Glück waren meine Springstunden ja immer vormittags und wir waren in einer Halle, die oberhalb der Bande offen ist, sodass hier wenigstens Schatten und hin und wieder ein laues Lüftchen war. Am zweiten Lehrgangstag ging es nun ans Springen. Zunächst einzelne Sprünge über Geitner-Matten und Hindernisse, um das Rhythmusgefühl und das korrekte Reiten von Wegen zu schulen, danach verschiedene Distanzen. Auch hier gab es zwischendurch  immer mal wieder Fragen zur Theorie von Alex: "Was sind Distanzen? Wo seht ihr welche hier in der Halle? Welche Arten von Distanzen gibt es? Woran liegt es, dass ich nicht optimal an den zweiten Sprung komme?" Auf jeden Fall bekam ich schonmal attestiert, dass ich in der Theorie ziemlich "fit" bin und mich da insgesamt gut auskenne. Na da haben die vielen Online-Seminare der letzten Zeit ja doch was gebracht! "Pass bei Deinem Sitz auf, dass Du nicht so weit nach außen kommst, vor allem in den Wendungen", riet Alex mir. "Nimm rechts die innere Schulter besser mit!" Insgesamt kamen Cover und ich nun auch besser miteinander klar, ich wusste, welche Knöpfchen zu drücken sind und hatte sie auch besser am Bein.

 

 

Mittwoch war der Tag der ungeschönten Wahrheit, denn es stand die Videoanalyse mit gemeinsamer Besprechung im Anschluss an die Reiteinheit an. Und wieder mal zeigt sich, wie anders doch die eigene Wahrnehmung von der Realität sein kann. Auf Cover hatte ich das Gefühl, wir rasen nur so durch die Halle. Aber gut, ich bin dank des Friesentiers daheim ja auch keine Geschwindigkeiten gewöhnt. Auf dem Video sah ich dann: gerittene Zeitlupe. Nur, dass es keine Zeitlupe war. Oh je! Das Springen an sich war soweit ordentlich, aber das Tempo ließ doch sehr zu wünschen übrig. Trainerin Maya, die mit uns die Videos besprach, verdeutlichte mir: "Für einen E-Parcours mag das Tempo gehen, aber im A-Parcours wirst Du damit Schwierigkeiten bekommen. Da musst Du definitiv mehr Tempo reiten, damit ihr im Fluss bleibt. Trau Dir da mehr zu, die Cover ist ja brav, die macht das ja. Die würde niemals heiß werden oder Unfug machen, dafür ist die viel zu nett." Ja, ich gebe zu, noch immer ritt insgeheim der "K...stift" mit, der sich seit meinem fiesen Sturz vor fünf Jahren in meinem Unterbewusstsein manifestiert hat. Jedes Mal, wenn ich auf ein fremdes Pferd steige und das etwas schneller läuft, bekomme ich Muffensausen und trete auf die Bremse. Zwar ist das seit Xeron schon viel besser geworden, weil er mir eben viel Sicherheit vermittelt und von Haus aus nicht der Schnellste ist, aber ganz weg ist es nicht. Das niedrige Tempo war dann auch einer der Gründe, warum Cover und ich oft nicht passend an den Sprung kamen oder in der Distanz immer noch einen Galoppsprung mehr als vorgesehen machten. Außerdem hielt ich meine Hände sehr niedrig, auch das eine Reaktion auf das vermeintliche "Tempo". Daran muss ich auch arbeiten. Aber ich finde es unheimlich hilfreich, das regelmäßig mal "von außen" zu sehen, was man da so im Sattel tut und mit dem eigenen Gefühl während des Reitens abzugleichen.

 

Da ich selbst ja nicht filmen durfte, hatte ich die Hoffnung, vielleicht zumindest meine Ritte aus der Videoanalyse zu bekommen. Leider auch hier ein Nein. "Datenschutz", erklärte mir Maya. "Wir dürfen die Filme leider nicht rausgeben."

 

Der Donnerstag stand dann nochmal im Zeichen des Parcours-Springens. Zum Glück hatte das Wetter etwas gewechselt und es regnete. Ich glaube, Reiter und Pferde waren über die Abkühlung ganz froh. Ich versuchte, das vom Donnerstag Gelernte umzusetzen und Cover mehr nach vorn zu reiten. Das klappte auch ganz gut. "Du sitzt heute viel, viel besser! Das Tempo gefällt mir heute auch gut!" lobte Alex. Mitten im Parcours hatte Cover mal einen kurzen "Aussetzer" und drängte am Hindernis vorbei. Ich ging also nochmal auf den Zirkel, um das Hindernis erneut anzugehen. "Wir reiten bitte immer den Parcours weiter!" mahnte Alex. Ok, verstanden. Und dann war der Lehrgang auch schon vorbei. Was, schon? Die vier Tage gingen so schnell rum!

 

Ich habe auf jeden Fall sehr viel für mich mitnehmen können und versuche, dass ab jetzt auch in unserer Springstunde daheim umzusetzen. Der Lehrgang war gut organisiert und mir hat der Unterricht von Alex gut gefallen, da sie viel erklärt, aber auch immer wieder Theorie von den Reitschülern abfragt. Ich habe auf jeden Fall einen weiteren Springkurs im Kinder-Reitsportzentrum Mohr im Auge, damit ich an diesen Kurs anknüpfen kann. Denn ich habe da ein "Projekt" in Planung... dazu demnächst hier mehr. ;)

 

Reitet ihr auch regelmäßig Lehrgänge und ggf. auch auf "Leihpferden"? Welche Erfahrungen habt ihr mit solchen Lehrgängen gemacht?

 

 

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