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Nachhaltigkeit im Reitsport - Mehr als nur ein Trend

Nachhaltigkeit – ein Wort, das gerade in der heutigen Zeit immer mehr in den Vordergrund rückt. Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahren zum Trend geworden; „Öko“ sein ist „in“. Viele Modelabels bieten seit einiger Zeit bereits „nachhaltige“ und „faire“ Kollektionen an. Doch wie sieht es in der Reitsportbranche damit aus? In diesem Beitrag schaue ich mir das mal etwas genauer an.

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Alle sprechen von Nachhaltigkeit. Aber was heißt das genau?

 

Nachhaltigkeit wird heutzutage gleichgesetzt mit den Begriffen „ressourcenschonend“ oder „ressourcensparend“, „umweltschonend“, „langlebig“. Was vor einigen Jahren noch müde belächelt wurde, ist in seinen Grundgedanken heute wichtiger denn je. Gerade auch die Herstellung von Kleidung schadet nämlich der Umwelt enorm. Die Vorliebe der jungen Generationen nach „Fast Fashion“, nach ständig neuen Modetrends und den damit einhergehenden Billig-Labels sorgt dafür, dass die Umweltbelastung durch die Modeindustrie immer mehr zunimmt. Glücklicherweise ändert sich das Bewusstsein dafür nun nach und nach, auch dank Bewegungen wie Fridays for Future.

 

In der Reitsportindustrie hat sich über die Jahre und Jahrzehnte hinweg auch mehr und mehr der Mode- und Trendgedanke etabliert. Fast schon süchtig warten hier manche stets auf die neuen Kollektionen namhafter Hersteller, als wäre es das Wichtigste auf der Welt, unbedingt die neuesten Teile zu besitzen. Aktuell können wir alle 6 Monate auf der spoga horse und anderen Fachmessen die jeweils neuen Trends und Kollektionen der Hersteller bestaunen. Aber auch hier müssen wir uns doch die Frage gefallen lassen, wie nachhaltig diese Sachen tatsächlich produziert werden. Denn machen wir uns nichts vor: viele der Produkte stammen aus Billiglohnländern, in denen Worte wie „Umwelt“ oder „faire Arbeitsbedingungen“ eher weniger präsent oder wichtig sind. Oftmals wird dann nur noch das Label des jeweiligen Unternehmens eingenäht, fertig. Wie oft hatte ich schon das Vergnügen, von Textilfirmen aus dem asiatischen Raum angeschrieben zu werden, die dachten ich sei Händler und die mir ihre Waren zu absoluten Dumpingpreisen feilboten. Dass diese Sachen bei solchen Preisen sicherlich nicht umwelt- und gesundheitsfreundlich produziert sein können, kann man sich ausmalen.

 

Nachhaltigkeit wird auch im Reitsport immer wichtiger

 

Doch auch in unserer Branche wandelt sich das Bewusstsein der Unternehmen langsam. Auf den Messen sieht man immer mehr Firmen, die sich mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit auseinandersetzen und Neues auf diesem Gebiet wagen. Ein junges Unternehmen, dass das Thema Nachhaltigkeit für sich aufgegriffen hat und seither umsetzt, ist das Label Royal Horsemen aus Engelskirchen.

 

Dieses junge Startup wurde erst 2018 gegründet, Mitte Januar 2019 ging der Onlineshop an den Start. Geschäftsführer Robin Schuster und sein Team haben sich zum Ziel gemacht, Reitmode fair und nachhaltig zu produzieren. Dass diese auch modisch und gar nicht altbacken-öko aussehen muss, beweist das Unternehmen mit seiner mittlerweile zweiten Kollektion. Dabei kommen beispielsweise gekämmte Bio-Baumwolle und recyceltes Polyester zum Einsatz. Royal Horsemen achten dabei sehr darauf, mit kleineren Familienbetrieben in Europa und Asien zusammenzuarbeiten, die entsprechend zertifiziert sind, beispielsweise mit dem FairTrade oder dem GOTS (Global Organic Textile Standard) Zertifikat. Es finden regelmäßige Besuche in den Produktionsstätten statt, um die Arbeitsbedingungen zu überprüfen und sicherzustellen, dass „fair trade“ nicht nur eine leere Worthülse ist. Der gesamte Produktionsprozess muss nach Ansicht des Unternehmens möglichst nachhaltig vonstattengehen und die Mitarbeiter des Produzenten müssen unter fairen und sicheren Bedingungen arbeiten können. Warum? Weil nachhaltige Reitmode auch ein Ausdruck des Respekts gegenüber der Natur und den Menschen, die die Sachen produzieren, ist.

 


 

Die Kollektion von Royal Horsemen besteht aktuell aus T-Shirts, Reitleggins und Reitsocken in trendigen und gleichzeitig klassischen Farben (Navy, Bordeaux, Grau, Schwarz, Weiß und das aktuell angesagte Koralle). Ich finde das sehr gut, denn klassische Farben gehen immer und kommen nie aus der Mode. Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein Fan der klassischen und gedeckten Farben bin. Man kann solche Teile immer wieder gut kombinieren und muss nicht ständig neue Sachen kaufen, um „modisch“ auf dem Pferd auszusehen. Ich durfte ein Set aus Reitleggins, T-Shirt und Socken von Royal Horsemen testen. Schon der erste Eindruck war prima. Die Sachen kamen schön verpackt bei mir an. Sehr positiv fand ich, dass für die Umverpackung der einzelnen Sachen kein Plastik, sondern Recycling-Packpapier zum Einsatz kam. Die Stoffe fühlen sich alle sehr angenehm weich an und tragen sich entsprechend angenehm auf der Haut. Sehr überrascht war ich von der Reitleggins. Im Vergleich zu anderen Herstellern fällt bei diesem Modell der Stoff sehr dünn aus, eher wie bei einer Sport-Tight, macht aber insgesamt einen dennoch stabilen Eindruck. Durch den sehr körperbetonten Schnitt schmiegt sich der Stoff an den Körper wie eine zweite Haut. In der Länge ist sie recht dehnbar, sodass auch ich mit meinen 1,80m keinen „Hochwasseralarm“ verspürte. Der Gummibund sorgt zusätzlich dafür, dass die Leggins dort bleibt, wo sie hingehört. Im Gegensatz zu vielen anderen Modellen hat die Royal Horsemen Reitleggins gleich zwei praktische Handytaschen und kommt mit Vollbesatz aus Silikongrip. Des weiteren ist sie das erste Modell, das ich kenne, das zusätzlich mit Gürtelschlaufen am Bund ausgestattet ist. Wer also beim Reiten gern Gürtel trägt, findet dieses Detail mit Sicherheit nützlich. Auch beim Reiten trägt sie sich angenehm. Oftmals hatte ich bei anderen Reitleggins so ein „schwimmendes“ Gefühl; das war hier definitiv nicht der Fall. Aufgrund der Dünne des Stoffs ist die Reitleggins für mich eher etwas für den Sommer. Der Kurzzeittest ist für mich dennoch bestanden. Nun muss das Material auf lange Sicht zeigen, was es tatsächlich kann. Denn das ist schließlich der Sinn von nachhaltiger Kleidung, dass man sie eben auch möglichst lang nutzen kann.

 

 

  

Was kann ich beim und neben dem Kauf von nachhaltiger Kleidung noch für die Umwelt tun?

 

 

1. auf die Materialien achten: Kleidung aus Polyester sollte vorbeugend nur möglichst selten gekauft werden oder in Kleidungsstücken und Accessoires, die nur äußerst selten oder überhaupt nicht in die Waschmaschine kommen (Stichwort Mikroplastik). Bei Sachen aus Baumwolle darauf achten, möglichst auf Bio-Baumwolle zu setzen. Mit Hanf eignet sich eine weitere Naturfaser hervorragend zur Herstellung von Kleidung. Die Robustheit dieser Pflanze ermöglicht darüber hinaus einen wassersparenden Anbau ohne den Einsatz kritischer Chemikalien.

 

2. auf die verwendeten Farben und Hilfsstoffe achten: Offiziell gibt es in der EU klare Vorschriften im Hinblick auf verbotene Substanzen wie beispielsweise giftige Schwermetalle oder Azofarbstoffe. In der Realität kommt es allerdings immer wieder zu Verstößen. Verbraucher können sich weitestgehend dadurch schützen, dass sie neu gekaufte Kleidung stets waschen, bevor sie getragen wird - dennoch werden giftige Bestandteile aus der Kleidung ausgewaschen und gelangen in die Umwelt. Wer einerseits Kontaktallergien vermeiden und die Umwelt schonen möchte, der sollte auf Zertifikate wie das des Öko Tex 100 Standards oder des GOTS achten.

 

3. auf Langlebigkeit und Qualität achten: Nichts ist so nachhaltig wie ein Kleidungsstück, das nicht produziert werden muss und für das keine Farben und keine Baumwolle hergestellt werden müssen. Nicht nur deshalb ist es ratsam auf die Qualität eines Kleidungsstücks zu achten und langfristig mit dem jeweiligen Teil zu planen. Insbesondere bei Basics, die man immer braucht, ist Langlebigkeit ein wichtiges Kriterium. Außerdem kann mit dem Kauf von qualitativ hochwertiger Kleidung unterm Strich bares Geld sparen. 

 

4. auf klassische und zeitlose Designs setzen: Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ist es empfehlenswert, kombinationsstarke Mode zu kaufen, die keinen kurzfristigen Trends folgt. Eher sollte man wenige Teile von guter Qualität wählen, die man untereinander kombinieren kann. Ein überschaubarer Kleiderschrank, der überwiegend aus zeitlosen Klassikern besteht, sorgt zudem dafür, dass man sich weniger Sorgen um sein Outfit machen muss und dennoch immer stilsicher durchs Leben geht. 

 

5. Reitbekleidung bedarfsorientiert kaufen: auch wenn einem das neue Teil von Marke XY gerade total gefällt, es perfekt passt und das Portemonnaie gut gefüllt ist, sollte man sich nicht unbedingt von seinen Emotionen leiten lassen, sondern den Bedarf hinterfragen und schauen, ob der Kauf wirklich Sinn macht. Oftmals hat man schon zwei bis drei ganz ähnliche Teile im Kleiderschrank und braucht das aktuelle Objekt der Begierde eigentlich gar nicht.

 

6. Reitbekleidung Second Hand kaufen: wie ich schon im letzten Q&A erwähnt habe, setze auch ich oft auf Second Hand bei meiner Ausrüstung. Es gibt zwar verständliche Vorbehalte in Bezug auf die Hygiene, allerdings sollte dieses Argument zumindest bei Kleidungsstücken, die wir nicht direkt auf der Haut tragen, nicht zählen. Kleidung, die bereits produziert und von jemandem genutzt wurde, schadet der Umwelt nicht zusätzlich. Die Verlängerung der Lebensdauer eines Kleidungsstücks ist immer nachhaltig und oft kann man hier auch viel Geld sparen, das man dann sinnvoller in Reitstunden investieren kann.

 

7. Gutes nicht wegwerfen: oft genug kommt es vor, dass neu gekaufte Teile ungetragen im Schrank liegen oder die wenige Monate alte Reithose ausgemustert und entsorgt wird. Eine nachhaltigere Lösung könnte sein, sich vor diesem Schritt zu überlegen, ob sich nicht jemand im Stall über das ausrangierte Teil freuen würde. Hochwertige und teurere Kleidungsstücke lassen sich alternativ auch auf speziellen Portalen für Second Hand Kleidung oder auf Kleinanzeigenportalen verkaufen.

 

 

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