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Darf man das schreiben? Meine Sicht zum Thema "Bloggen und Emotionen"

Vor rund einem Monat habe ich einen Beitrag zum Thema "Content-Diebstahl durch andere Blogger" geschrieben. Dieser wurde von einer kleinen Minderheit an Lesern als „negativ“ und „emotional“ eingestuft. Um genau zu sein von nur EINER Person. Eigentlich vernachlässigbar; dennoch stellt sich unweigerlich bei mir die Frage: Was darf ein Blogger überhaupt wie sagen? Darf ein Blogger auch mal „auf den Tisch hauen“? Darf er Kritik üben? Darf er in einem Beitrag auch mal „emotional“ werden?

 

Ich finde: Ja! Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut und obschon natürlich ein gewisses Maß an Professionalität von einem Blogger erwartet wird, sollte auch ich das Recht haben zu sagen, wenn ich etwas nicht gut finde. Als Blogger gibt man zu einem gewissen Grad auch etwas von sich als Privatperson preis, lässt andere an seinem Leben teilhaben. Zu einem Leben gehören nun einmal auch Gefühle, die je nach Situation positiv, neutral oder negativ sein können. Mit vielen Facetten dazwischen. Dass ein großer Teil der Blogger und „Social Media Stars“ gern nur eine rosarote Welt präsentiert, in der alles immer toll und perfekt ist, erweckt bei vielen Followern, Bloglesern und Firmen den Eindruck, dass alle Blogger so sein müssten: eine perfekte Welt inszenieren und zeigen. Also bitte nur positiv berichten. Man soll einerseits zwar selbst kritikfähig sein und auch die fiesesten Kommentare und abstrusesten Anschuldigungen einfach wegstecken, aber andererseits bloß keine Kritik, bloß keine negativen Worte von sich geben. Die heile Welt könnte ja Schaden nehmen. Lieber in höchsten Tönen vom neuen tollen Produkt des aktuellen Kooperationspartners schwärmen. Selbst wenn mal eine negative Berichterstattung aus dem Privaten kommt, wird der Inhalt gern in Watte gepackt und kleingeredet: „Ist ja alles eigentlich gar nicht so schlimm, ihr Lieben.“ Und ein ehrliches Darstellen der eigenen Gefühlswelt? Ganz schwierig! Je „professioneller“, sprich bekannter jemand wird, umso weniger „Negatives“ hört man diesbezüglich.

 

Aber wieso? Ich bin ein Mensch. Ich habe das Recht, meine Meinung frei zu äußern. Ich muss mich nicht vor irgendwem dafür rechtfertigen. Leser und Außenstehende sollten Blogs wieder vermehrt als das wahrnehmen, als was sie ursprünglich mal gedacht waren: eine Art „öffentliches, virtuelles Tagebuch“, in dem die Blogger ihre Gedanken, Erfahrungen, Ideen und Tipps mit anderen teilen. Sicherlich ist es eine Gratwanderung, einerseits in der Öffentlichkeit zu stehen und andererseits eben nicht zu viel Privates von sich preiszugeben. Darüber muss ich mir bei jedem neuen Insta-Post oder Blogbeitrag Gedanken machen und abwägen. Als Blogger habe ich somit das Recht zu bestimmen, was ich schreibe und wie ich es schreibe. Vor allem dann, wenn es sich nicht gerade um einen Kooperationsjob handelt. Seit wann unterliegen Blogs der Zensur? Es wäre mir neu. Auch wenn es einige nicht gern hören: Blogger genießen auch die Meinungs- und die Pressefreiheit. Solange ich niemandem absichtlich damit schade oder persönlich angreife, Copyrights respektiere und mich an die allgemeinen Blogger-Regeln halte, kann ich veröffentlichen was ich will und wann ich will. Theoretisch. Wenn mir danach ist, verbal auf den Tisch zu hauen und einen Missstand anzuprangern, dann tue ich das. Wenn ich als Mensch entscheide, die Öffentlichkeit an meiner Gefühlswelt teilhaben zu lassen, dann ist es meine Entscheidung. Dieses Recht behalte ich mir auch in meiner Rolle als Blogger vor.

 

Ich bin kein Journalist im klassischen Sinn. Der Anspruch, den die Medienwelt an „echte“ Journalisten hat, ist wieder ein ganz anderer. Blogger sind ein „Zwischending“, keine echten Journalisten und doch gehen sie per Definition in gewisser Weise einer journalistischen Tätigkeit nach. Denn unsere Beiträge dienen der Berichterstattung und Meinungsbildung zu bestimmten Themen in der Öffentlichkeit. Im Gegensatz zu redaktionellen Beiträgen veröffentlichen wir Blogger im Normalfall so genannte „Meinungsbeiträge“. Leider versteht nur nicht jeder diesen Unterschied.

 

Wenn man sich auf anderen Blogs, durchaus auch die anderer Themengebiete wie Fashion usw. umschaut, liest man immer wieder genügend Kommentare, dass Leser froh sind, wenn neben den ganzen Werbeposts, Advertorials usw. auch mal wieder „was Ehrliches“ kommt. Für den Leser ist man als Blogger so einfach greifbarer, nahbarer, authentischer. Jeder Blogleser, der etwas Hirn und Anspruch hat, möchte nicht nur eine überzogene und verzerrte „Realität“ präsentiert bekommen. Das wiederum kommt schließlich potentiellen Kooperationspartnern (Firmen) zu Gute, die (zu Recht!) einen gewissen Anspruch an Authentizität der Blogger haben. Klar ist ein Blog auch irgendwo eine Form von Unterhaltung: informative, inspirierende und vor allem ehrliche Beiträge werden gern „konsumiert“. Und zur Ehrlichkeit gehört für mich, dass ich durchaus auch über nicht so schöne Situationen meines Bloggerlebens berichte, wenn mir danach ist.

 

Was mich und meinen Beitrag zum Thema „Content-Diebstahl“ betrifft, möchte ich an dieser Stelle nochmal ein paar erklärende Worte hinterherschieben: Dieser Blog ist mein Baby, in das ich viel Zeit und Herzblut investiere. Es ist ein Hobby, mit dem ich aktuell noch kein Geld verdiene, aber bereits hunderte Euro investiert habe. Ich bin eine One-Woman-Show: Ich habe keine Angestellten, die für mich Content produzieren, die meine Website oder meine Social Media Accounts betreuen, mich und meinen Blog managen etc. Ich schreibe selbst, ich layoute selbst inkl. meines Blogdesigns, ich fotografiere die meisten Bilder selbst, bearbeite sie, erstelle Insta-Posts, like, kommentiere, beantworte Nachrichten und Mails, fahre auf meine eigenen Kosten quer durch die Republik, um von Events und Messen zu berichten. Und das alles neben meinem normalen 40-Stunden-Job im Büro, neben dem Reitsport, neben meinem „richtigen“ Privatleben. Ich finde, das verdient einen gewissen Respekt und umso ärgerlicher ist es natürlich, wenn die eigene Arbeit durch andere mit Füßen getreten wird.

 

Daher sollte es wohl nachvollziehbar sein, dass ich mich ärgere, wenn ich von solchen Respektlosigkeiten Wind bekomme. Natürlich empfinde ich in solchen Augenblicken Ärger, Enttäuschung, Trauer. Genauso wie ich mich freue und glücklich bin, wenn ich positives Feedback erhalte, von anderen in ihren Beiträgen erwähnt werde, Lob bekomme, von Firmen gefeatured werde. Das sind Gefühle. Die hat man als Mensch und die hat man auch als Blogger. „Ich bin doch keine Maschine“, hat Tim Bendzko schon trefflich gesungen. Das Feedback via Instagram zum Blogbeitrag über das Thema Content-Diebstahl war zu 99% positiv. Die meisten konnten nachvollziehen, was ich mit diesem Beitrag aussagen wollte, fanden meine Kritik berechtigt und überhaupt nicht negativ oder zu emotional geschrieben. Das zeigt mir, dass meine Leser solche Stilmittel wie Sarkasmus und „spitze Worte“ gepaart mit einer großen Prise Ehrlichkeit durchaus zu verstehen wissen. Meine Worte waren mit Bedacht gewählt und in gewissen Situationen muss man eben vielleicht auch mal etwas deutlicher werden, damit die Botschaft ankommt. Ich habe keine Namen genannt (auch auf Nachfrage nicht), niemanden beleidigt, beschimpft oder verbal angegriffen. Auch die Aussage, dass ich mich „verarscht“ fühle, ist nur eine Tatsache. Eine Beschreibung meiner Gefühlslage zum damaligen Zeitpunkt. Ich schaffe damit Fakten und bleibe dem Anspruch an „Bloggerprofessionalität“ treu.

 

Und so werde ich auch künftig von positiven wie negativen Situationen meines Blogger- und Reiter-Daseins berichten. Es wäre ja noch schöner, wenn ich mir von anderen vorschreiben lasse, was ich wie äußern darf! Die steigenden Leserzahlen und das positive Feedback geben mir Recht, dass ich mit meinen Beiträgen nicht komplett verkehrt unterwegs bin. Ich zwinge niemanden, meinen Blog zu mögen. Wer mit meinen Inhalten ein Problem hat, kann es gern behalten – ist ja schließlich seins. ;D

 

 

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