Pfingstturnier 2018 - der etwas andere Turnierbericht

Hinter die Kulissen von großen Turnieren schauen zu dürfen - welcher Pferdebegeisterte träumt nicht davon? Mir wurde dieses Jahr dieses Erlebnis ermöglicht, denn wie ich euch in meinem letzten Beitrag angekündigt hatte, war ich dieses Jahr als ehrenamtlicher Helfer auf dem Pfingstturnier in Wiesbaden. Heute möchte ich euch kurz davon und meinen Eindrücken erzählen.

 

Das Ganze begann eigentlich schon letztes Jahr. 2017 durfte ich erfreulicherweise Werbepartner des Pfingstturniers sein und hatte dadurch Freikarten (Flanierkarten) für den Samstag erhalten. Ich war damals mit meiner lieben Tatiana dort und wir hatten einen tollen Mädelstag, obwohl es an diesem Tag nachmittags so regnete, dass sämtliche restliche Dressurprüfungen des Tages abgesagt wurden.

 

Abends wieder zu Hause, schaute ich noch etwas auf der Website des Turniers und wurde dadurch zufällig auf die Möglichkeit aufmerksam, als ehrenamtlicher Helfer mitzuwirken. Und so dachte ich mir, "warum eigentlich nicht?" Helfende Hände werden immer gesucht und ich wollte schon immer mal etwas mehr über das Treiben hinter den Kulissen erfahren. Gesagt, getan. Ich füllte den Fragebogen aus, schickte ihn ab - und hörte die nächsten Monate erst einmal gar nichts. Mit der Zeit vergaß ich dann sogar meine Bewerbung. Das Pfingstturnier rückte näher und ich bemühte mich um einen Presseausweis, da ich gern einen Eventbericht vom Turnier hier auf dem Blog veröffentlichen wollte. Dieser wurde mir leider verwehrt. Man arbeite bereits mit "Stamm-Bloggern" zusammen und hätte somit keine Akkreditierungsmöglichkeit mehr für mich, hieß es. Ich frage mich zwar, wer das sein soll, denn so wahnsinnig viele "Blogger" (naja, eher Vlogger/YouTuber oder sonstige "Webstars") hatte ich letztes Jahr gar nicht gesehen und viele waren (soweit ich informiert war) entweder auf Sponsoreneinladung oder privat dort. Aber gut, sei's drum.

 

So entschied ich mich, einfach hinzufahren und eine Flanierkarte vor Ort zu kaufen. Die Eintrittspreise finde ich zwar mittlerweile ziemlich ordentlich, aber "teuer" ist ja ein dehnbarer Begriff. Im Frühjahr erhielt ich auf einmal eine E-Mail, mit der ich schon gar nicht mehr gerechnet hatte. Man hatte meine Bewerbung als ehrenamtliche Helferin geprüft und würde mich nun gern zum Dienst an der Dressurtribüne einsetzen. Juhu, mein Herz machte einen kleinen Freudenhüpfer! Ein paar Tage vor dem Pfingstturnier war es dann so weit: Wir Tribünenhelfer trafen uns abends im Schlosspark Biebrich, um gemeinsam die wichtigsten Punkte durchzugehen, unsere Mitarbeiterausweise abzuholen und uns schonmal vorab ein wenig zu beschnuppern. Die meisten der anderen Helferinnen und Helfer waren Vereinsmitglieder, aber auch ein paar andere "Auswärtige" wie ich waren dabei. Eine bunte Truppe und allesamt sehr nett.

 

So war ich also das gesamte lange Pfingstwochenende vor Ort und an allen drei Tagen zu jeweils einer Schicht eingeteilt. Drumherum gab es für uns dann die Möglichkeit, uns andere Prüfungen anzusehen, zu shoppen oder uns im Mannschaftsrestaurant den Bauch vollzuschlagen. Lediglich in die "heiligen Hallen", nämlich die Stallungen, durften wir nicht. Hochsicherheitstrakt. Aber wer um die Millionenwerte weiß, die dort stehen und unbekümmert ihr Heu mümmeln, der hat dafür auch Verständnis. Würde mir so ein Pferd gehören, ich fände es auch nicht toll, wenn Hinz und Kunz da zum Streicheln und Gucken kommen würden. Man weiß ja nie, was passieren kann.

 

Der Dienst auf der Dressurtribüne war für mich insgesamt recht ruhig und angenehm. Drüben auf der Haupttribüne am Springplatz gab es dann doch eher den einen oder anderen Zwischenfall, aber im Springstadion ist es eh generell immer etwas trubeliger als bei der Dressur. Manchen Besuchern war es hier sogar etwas zu ruhig. Eine ältere Dame fragte mich, ob das denn gewollt sei, dass die Musik bei der Dressur so leise ist oder sind eventuell die Lautsprecher kaputt? Man würde ja gar nichts hören. Wirklichen Diskussionsbedarf gab es an den drei Tagen nur zweimal. Eine etwas resolute Dame war so gar nicht damit einverstanden, dass sie als Vereinsmitglied mit ihrem goldenen Bändchen nicht auf die Dressurtribüne durfte - obwohl das im Verein wohl allgemein bekannt ist. Erst als jemand aus dem Vorstand kam und ausführlich mit ihr sprach, kam das Einsehen. Ein älteres Ehepaar hatte indes gar kein Verständnis, dass man während den laufenden Dressurprüfungen die Tribüne nicht betreten oder verlassen darf und zwängte sich rotzfrech an meiner erstaunten Kollegin und mir einfach vorbei. Die Richter guckten kurz scharf in unsere Richtung. Nun, was soll man da machen. Meine Kollegin versuchte noch den Mann aufzuhalten, aber es half nichts. Man bekam so den Eindruck, manche Ältere, vor allem die mit vermeintlich etwas mehr Scheinen in der Tasche, halten sich für den Nabel der Welt und meinen, gewisse Regeln gelten für sie einfach nicht. Es hätte aber auch nichts gebracht, etwas bestimmter zu werden, denn unser Job war es ja eben, für Ruhe auf der Tribüne zu sorgen, während unten im Viereck die Pferde laufen.

 



Als Dressurreiterin war ich an den drei Tagen logischerweise die meiste Zeit dort zu finden. Ab und zu ging ich rüber zum Springstadion, um dort kurz mitzufiebern. Unterwegs traf ich wieder auf bekannte Gesichter aus der Instagram- und YouTube-Szene: Damiana Spöckinger (DamDiaS) samt Mama traf ich kurz am Ascot-Stand. Veronika Reim war das Wochenende lang mit den Werndl-Geschwistern backstage unterwegs und berichtete in ihrer Instagram-Story ausführlich darüber. Eva-Marie Dörfler (evaipsum) genoss die Sonne mit ihrem Hund im Schlosspark und Viviane (viviaaane_n) stand mit einer Freundin kurz neben mir am Springstadion, was ich aber erst hinterher merkte, als beiden kurz ein Foto mit Fans machten und dann weiterzogen. An den Ständen hatte ich Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und mich über neue Produkte zu informieren. Die liebe Patty von NAF stellte mir beispielsweise ausführlich die bei uns noch recht unbekannte Marke und deren Sortiment vor. Bei Gelegenheit werde ich euch davon mal etwas genauer berichten. 

 

Mein Highlight dieses Jahr war definitiv die Flutlichtkür. Es ist schon eine Wahnsinnskulisse, wenn es ringsum dunkel ist und die Lichter im Schloss drüben an sind. Tolle Darbietungen, tolle Pferde. Manchmal auch Liebestolle. Mit so einem hatte nämlich Hubertus Schmidt am Pfingstmontag zu kämpfen. Sein Hengst Imperio fand die Siegerehrung wohl so "super", dass er das direkt mal eindrucksvoll beim Einzug ins Viereck bewies *hüstel*. Wen es interessiert wie das aussah, kann ein Bild davon im Blogbeitrag von Kristine (equus.domesticus) sehen. Meinen Hut zog ich in Gedanken, als besagter Hengst dann vor der Ehrenrunde noch einmal ordentlich losbockte. Aber ein Reitmeister wie Hubertus weiß damit gekonnt umzugehen. Ich hätte wahrscheinlich schon nach wenigen Sekunden im Sand gelegen.

 

Insgesamt war das Turnier wieder gut besucht, wobei 2017 gefühlt mehr los war. Vielleicht hat sich die eine oder andere Familie bei den Ticketpreisen wohl doch zweimal überlegt zu kommen. Gefühlt gab es auch weniger "Turnierschnäppchen" an den Verkaufsständen oder welche, die eigentlich keine waren. Jacken im "Sonderangebot" für 49,90 € zum Beispiel. Blöd nur, dass man genau diese Jacken auch regulär auf A... zu diesem Preis bekommt. :D Daher hatte ich diesmal so leider gar keine große Lust zu shoppen und kaufte auch tatsächlich - NICHTS! Eine einzige Schabracke hatte es mir zwar angetan. Aber 100 € für eine dunkelblaue Sattelunterlage? Nee, Freunde des guten Geschmacks, das ist dann doch etwas arg "too much"!

 

Einziger Wermutstropfen an diesem Wochenende war das lange Stehen während der Schichten. Meine Bandscheiben zwickten teilweise schon arg und ich war jeden Abend froh, wieder im Auto zu sitzen. Trotzdem hat es sich für mich sehr gelohnt: ich habe eine ganze Reihe netter Menschen kennengelernt, hatte eine Menge Spaß, konnte Spitzensport quasi "für umme" und die Stars der Reiterszene aus nächster Nähe erleben. Wieder eine tolle Erfahrung, die ich in meinem Bloggerdasein verbuchen kann. Ich freue mich sehr auf nächstes Jahr und komme wie immer gern wieder in den Schlosspark! Vielleicht dann ja auch mit "richtiger" Blogger-Akkreditierung? ;D